Perth (Australien): ein Interview
Juliane Dinse, 29.01.2021 10:09Wie lange im Voraus musstest du anfangen, deinen Auslandsaufenthalt zu organisieren?
Ich habe 1 Jahr vorher angefangen.
Was gab es im Speziellen zu beachten?
Ich war so „ehrgeizig“ (Freunde bezeichneten es als „verrückt“), alles allein machen zu wollen. Habe demnach von Praktikumsplatz, über Visum, Flug und Versicherungen alles alleine organsisiert. Das raubt enorm viel Zeit und Nerven. Ich würde jedem empfehlen, sich vorher ausgiebig zu informieren, welche Organisationen es gibt, die einem helfen, denn allein den Bürokratiekrieg zu führen, macht nicht nur „kirre“, sondern kann phasenweise auch sehr entmutigend wirken. Wer ins Ausland möchte, sollte vlt folgende Sachen verinnerlichen:
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sich früh genug erkundigen: oft bieten Professoren interessante Angebote an oder unterhalten sehr gute Kontakte ins Ausland. Es gibt auch viele Tauschbörsen, Vermittlungsagenturen, etc an der Uni oder im Netz.
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Ganz wichtig: Immer freundlich sein, damit erreicht man in Büros und auf Ämtern sehr sehr viel! :)
Welche Hinweise möchtest du interessierten Studenten mit auf den Weg geben?
Wer die Möglichkeit hat, ins Ausland zu gehen, sollte diese nutzen. Für mich hat es alles verändert und ich werde nach meinem Abschluss auch noch mal für länger weggehen.
Wie heißt du und was studierst du an der FIN?
Ich heiße Juliane Dinse und studiere im 10. Semester Computervisualistik.
Deine Vertiefungsrichtung bzw. Spezialisierung ist:
Medizin.
Wo und wann warst du im Ausland (Jahr und dein Semester) ?
Ich habe 2008 mein 8. Semester in Perth, Australien, verbracht.
Wie bist du auf das Land und die Möglichkeit gekommen? (Profs, Internet, Organisationen)
Ich wollte nicht in Europa bleiben, jedoch auch nicht in die USA. Lange habe ich mit dem Gedanken gespielt, nach Südamerika oder Südafrika zu gehen. Die politischen sowie jobtechnische Lage war jedoch in beiden Ländern derzeit kritisch, somit kam ich auf die Idee, auf der Südhalbkugel noch etwas sonnenwärts zu fliegen.
Was hast du dort gemacht (Studium, Praktikum) und was war deine Aufgabe/ dein Projekt (Kurze Beschreibung)?
Ich habe ein Praktikum in einem Biomedical Engineering Lab (OBEL) an der dortigen Universität (University of Western Australia) gemacht. Das Projekt untersuchte Störungen der Luftwege bei Menschen mit Atmungsstörungen. Dazu wurde ein System entwickelt, das basierend auf Lichtwellen, die Atemwege nahezu in Echtzeit untersuchen kann. Meine Aufgabe war es nun, die Atemwege aus diesen Daten zu segmentieren und als 3D-Geometrie abzuspeichern.
Welche Schwierigkeiten haben sich dir bezüglich deines studentischen bzw. normalen Alltags in den Weg gestellt? (Sprache, Hitze, Kälte, Kultur,...)
Schwierigkeiten gibt es überall. Die Probleme, die sich bei mir zeigten, haben weniger etwas mit einer speziellen Kultur, sondern eher mit gesellschaftlichen Ansichten zu tun. Mein australischer Betreuer hat lange Zeit in namhaften erfolgreichen Unternehmen gearbeitet und war daher einen Universitätsalltag und den Umgang mit Studenten nicht gewohnt – daher eine synergetische Betreuung schwer zu erreichen. Die wohl größte Herausforderung war, ihn zu überzeugen, dass Frauen, die programmieren können, keine Hexen sind (auch wenn das für ihn schwer war! :) ). Aber mit Ansichten wie diesen kann man auch noch in Deutschland überrascht werden.
Eine zweite Schwierigkeit, die sich zu dem Zeitpunkt schon in Perth (einer NICHT-Work-and-Travel-Kommerzstadt) abzeichnete, war eine geeignete Bleibe zu finden. Die Miet- und Lebenskosten schießen gegenwärtig in Australien in die Höhe, angekurbelt durch zu viele Touristen und die Krise.
Was hat dich an "deinem" Land am meisten gereizt? (Spezielle Erfahrungen)
Ich mag den Englischen Humor sehr, wollte aber statt Regen Sonne haben. Statt normalen Boden, roten Sand (der übrigens nicht mehr raus gewaschen kann!). Ich wollte am Strand wohnen (es waren letztlich 6 km zum Strand), wollte einfach eine andere Kultur kennenlernen. Die Entscheidung nach Perth zu gehen, habe ich nie bereut, auch wenn die Stadt als „Country Town“ bezeichnet wird, hat sie wesentlich mehr australischen Charme und relaxten Lifestyle in sich, als Sydney, Brisbane oder Cairns es je haben werden.
Was hast du, im Nachhinein betrachtet, für dich persönlich mitgenommen?
Es kommt nicht darauf an, wo man ist, sondern ob man sich wohl fühlt. Ich habe ganz besonders von der australischen Hilfsbereitschaft profitiert. Nicht immer ist es einfach, aber wenn man sich auf eine neue Kultur einlässt, wird man gleichzeitig offener von sich aus für neues und fremdes. Ein Aufenthalt fern ab allem (Familie, Freunde, …) ist auch schön, da man die Chance nutzen kann und neue andere Seiten an sich entdecken kann.
Hat dich dein Studium noch in weitere Länder getragen? Wenn ja: wann, wohin und wofür?
Noch nicht, aber ich arbeite dran!
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